„Paydirekt wird abgeschafft“ konnte man in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am 12. Juni lesen. Nur 4 Prozent der Online-Zahlungen konnte der Dienstleister (einschließlich Giropay) abwickeln und musste sich damit der internationalen Konkurrenz aus den USA geschlagen geben. „Diese Anbieter sind leistungsstark, innovativ und erfolgreich. Und sie bieten Lösungen an, die man überall in Europa nutzen kann. Aber es kann zu einem Problem werden, wenn wir auf außereuropäische Anbieter angewiesen sind“, sagte Burkhard Balz, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, am 16. Oktober 2023 beim Hamburger Bankenaufsichtstag. (2)
Welch drastische Folgen Abhängigkeiten haben, dürfte den meisten Europäern (und vor allem den Deutschen) seit dem 24. Februar 2022 mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine deutlich geworden sein. Es ist deshalb eine gute Nachricht, dass sich 16 europäische Sparkassen und Banken sowie Zahlungsdienstleister aufmachen, um mit ihrer European Payments Initiative (EPI) (3) die digitale Börse wero auf den Weg zu bringen. Die Gründungsgesellschafter der in Brüssel ansässigen Europäischen Aktiengesellschaft stammen aus Belgien, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden.
Digitale Börse Wero-Wallet als Kernstück des EPI-Angebots
Die Wero-Wallet ist das Kernstück des EPI-Angebots. (3) Die App sei, so die Europäische Zahlungsinitiative, einfach zu bedienen und biete dem Kunden eine „beispiellose Transparenz und Kontrolle“. Schritt für Schritt soll das Angebot der Wallet ausgebaut werden. Zunächst sollen weitere Zahlungsmethoden von Drittanbietern unterstützt werden. Doch weros Idee geht über bloße Transaktionen hinaus. Die digitale Brieftasche soll künftig allen Beteiligten – vom Kunden bis zum Handel - weitere Dienste mit Mehrwert bieten.
Am 2. Juli 2024 meldete die Initiative den Start ihrer Mobile-First-Wallet und Instant-Account-to-Account-Zahlungslösung wero. Die Kunden der deutschen Sparkassen, Volksbanken und Raiffeisenbanken können nun über ihre Bankanwendung sofortige Geldüberweisungen von Konto zu Konto zwischen Privatpersonen vornehmen. (4) Diesen Dienst werden alle EPI-Bankenmitglieder innerhalb der nächsten sechs Monate einführen.
EPI vernetzt schon heute 120 Millionen Menschen
Die Wero-Wallet ist mit dem gescheiterten paydirekt/Giropay nicht zu vergleichen, so Stefan Marotzke, Pressesprecher beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband e. V. „Die Notwendigkeit von wero ergibt sich aus dem Wunsch der Kundinnen und Kunden nach einer einheitlichen Lösung für alle Zahlvorgänge, die vollständig in das europäische Bankensystem integriert ist. Das gibt es bisher nicht. Und das ist auch etwas anderes als paydirekt.“ Bereits durch die bisher teilnehmenden Banken würden 120 Millionen Menschen in Europa finanziell „vernetzt“.
Dabei sei man sich bewusst, dass dies ein langfristiges Engagement sei, das einige Zeit brauchen werde, um sich im Markt zu etablieren. Und auch der digitale Euro, an dem die EZB arbeitet, mache die Wero-Wallet nicht überflüssig. Marotzke: „Wir sehen beim Digitalen Euro vor allem eine gute Möglichkeit, zu kooperieren und gemeinsam die Souveränität im europäischen Zahlungsverkehr voranzutreiben. Denn der Digitale Euro wird erst mal ein einfaches Zahlungsmittel sein. Alles drumherum, wie Käuferschutz, Zahlungsreservierungen oder wiederkehrende Zahlungen kommt nicht von der EZB, sondern zum Beispiel von wero. Und lassen Sie es mich so sagen: Wir reservieren in der Wero-Wallet gerne einen Platz für den Digitalen Euro.“
- Ursula von der Leyen am 18. Juli 2024 im Europäischen Parlament in Straßburg:
https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/statement_24_3871
- Burkhard Balz, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, am 16.10.2023:
https://www.bundesbank.de/de/presse/reden/gemeinsam-die-zukunft-des-zahlungsverkehrs-gestalten-das-projekt-digitaler-euro--912654
- https://www.epicompany.eu/
- https://www.epicompany.eu/epi-successfully-executes-first-instant-payment-transactions-in-europe-with-wero-between-customers-from-banque-populaire-and-caisse-depargne-groupe-bpce-in-france-and-sparkasse-elbe-elster-copy-3-copy/
Margit Reiser-Schober
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