Von margit |
Blick in die Ausstellung der 64th European Commodities Exchange im Grand Palais, Paris, Dezember 2024

65th European Commodities Exchange am 15. und 16. Oktober in Berlin

 

Einmal im Jahr treffen sich Firmen und Geschäftsleute, die in größerem Stil mit Getreide, Ölsaaten oder Tierfutter zu tun haben, bei der Europäischen Warenbörse. Diese European Commodities Exchange wird fast immer Mitte Oktober in einer großen europäischen Stadt veranstaltet, oft in der Hauptstadt eines Landes. 

2024 fand die 64. Bourse de Commerce Européenne in Paris statt, aufgrund der Olympischen Spiele erst Anfang Dezember. (1) Im Grand Palais, das für die Weltausstellung 1900 erbaut wurde, kamen unter dem größten Glasdach Europas 120 Aussteller und mehr als 4.000 Vertreter der Agrarrohstoffindustrie zusammen. Auch zwei renommierte Wissenschaftler, die zum Thema Klimawandel referierten, waren eingeladen. Die nächste Europäische Warenbörse wird am 15. und 16. Oktober in der Messe Berlin abgehalten. (2) Veranstalter sind vier deutsche Börsen, die sich zur Deutschen Warenbörsen GmbH zusammengetan haben.

Die Jahrestreffen der europäischen Getreide- und Futtermittelbranche wurden in den vergangenen Jahrzehnten zu attraktiven Veranstaltungen mit tausenden von Marktteilnehmern aus ganz Europa - und darüber hinaus. Ebenfalls dabei sind Vertreter aus der Düngemittel- und Tierfutterindustrie sowie Dienstleister wie Banken, Transport und Versicherungen. In Berlin würden weit mehr als 3.000 Personen aus aller Welt zu dem wohl wichtigsten Branchenevent erwartet, teilt Wilhelm Christian Plössl, Präsident der Europäischen Warenbörse, Straßburg, mit. Organisiert werden diese Börsen in der Regel von einer der 39 europäischen Börsen aus zwölf Ländern (keine Wertpapierbörsen), die sich zur "Bourse de Commerce Européenne" zusammengeschlossen haben. (3) 

Der beim Amtsgericht Straßburg eingetragene Verein der Europäischen Warenbörse hat sich die Ausrichtung dieser europäischen „Börsentage“ zur Hauptaufgabe gemacht hat. Straßburg wurde aufgrund der zentralen Lage und der Nähe zu europäischen Institutionen gewählt. Der Verein wird von 38 Börsen in elf europäischen Ländern und einer Börse aus der Türkei gebildet. Er ist tatsächlich europäisch aufgestellt, denn Präsident, Vize-Präsident und Kassenverwalter sollen laut Satzung jeweils aus einem anderen Land kommen. (4) Die Börsen des Vereins konkurrieren um die Austragung der jährlichen, zweitägigen Veranstaltung. Erhält eine Börse die meisten Stimmen, so wird sie zum Veranstalter einer European Commodities Exchange: 2023 war es die Börse Warschau, 2022 Valencia und 2021 Kopenhagen. Aufgrund der Pandemie musste die in Berlin 2020 geplanten Börsentage ausfallen.

Börsentage sind gut für das Geschäft - und die Begegnung

Selbstverständlich sollen diese Börsentage dem Geschäft dienen. Doch sie dienen ebenso der Begegnung. Die Europäische Warenbörse ist eine Initiative unter ungezählten, die Europa für jeden, der dabei ist, spürbar und erlebbar macht. So schrieb Wilhelm Christian Plössl, auch 2010 Präsident der Europäischen Warenbörse, in der Broschüre zu ihrem 50järigen Bestehen: „Dieser Zusammenschluss ist ein, wenn auch bescheidener, aber lebendiger Teil europäischer Wirtschaftsgeschichte. Den Kontakt zueinander zu finden, zu erneuern, zu pflegen und vertiefen und schließlich auch zu nutzen und gewinnbringend einzusetzen, ist unser ureigentliches Anliegen.“ (5)

Wie alles begann: Die ersten Anfänge zur Europäischen Warenbörse bestanden in einer Initiative der Börsen von Mannheim, München, Stuttgart, Würzburg und Straßburg, „die seit 1957 gemeinsam eine Reihe von deutsch-französischen Musterverträgen für den Getreidehandel erarbeitet hatten.“ (6) Die ersten Europäischen Börsentage fanden von 1961 bis 1965 in Straßburg statt. 1966 begann mit dem Veranstaltungsort Frankfurt am Main die „Wanderschaft“ der Europäischen Warenbörse durch Europa. 1971 nahm sie die Rechtsform eines beim Amtsgericht Straßburg eingetragenen Vereins an. 

In den Jahrzehnten des „real existierenden Sozialismus“ gab es in Ländern jenseits des Eisernen Vorhangs keine Börsen. Für Polen und Ungarn wurde dies nachgeholt, die Warschauer und die Budapester Börse sind mittlerweile Mitglieder der Europäischen Warenbörse. In Prag betreibt die Südwestdeutsche Warenbörsen e.V. die Karlsbörse, die im März 2025 zum 9. Mal stattfand (7). „Auch sie erfreut sich mit zuletzt rund 1.000 Teilnehmenden einer wachsenden Beliebtheit“, sagt Karl-Heinz Schober vom Vorstand der Südwestdeutschen Warenbörsen e.V.

Margit Reiser-Schober

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(1) 64th European Commodities Exchange
https://www.paris-ece2024.eu/storage/uploads/10d641fe-4d8f-41b0-80f6-3627a30efe35/24ECE_plaquette-A4_EN-WEB.pdf 

(2) 65th European Commodities Exchange
https://www.ece-berlin2025.com/ 

(3) Europäische Warenbörse
https://www.bourse-europeenne.com/de/home/ 

(4) Satzung der Europäischen Warenbörse
https://www.bourse-europeenne.com/de/satzung/ 

(5) Broschüre, herausgegeben 2010 aus Anlass 50 Jahre European Commodities Exchange
Seite 32: Einführung 

(6) Broschüre, herausgegeben 2010 aus Anlass 50 Jahre European Commodities Exchange
Seiten 34 und 35: Chronologischer Werdegang seit 1960

(7) Karlsbörse Prag
https://karlsboerse.de/