Eine "Zone" hat keinen politischen Willen. Deshalb spricht die Eurolandpost vom Euroraum oder von Euroland. Denn jede politische Einheit braucht Menschen, die hinter ihr stehen. Das gilt nicht nur für Gemeinden oder Nationen. Das gilt auch für Euroland. Die gemeinsame Währung ist das Geld in unserer Geldbörse oder auf unserem Bankkonto. Es ist europäisches politisches Projekt, das den Menschen von Portugal bis Litauen nutzen soll. Doch wie während der Finanz- und der Eurokrise zu sehen war, können auch sehr starke Spannungen daraus entstehen. Spannungen, die nach den Auffassungen mancher so schwerwiegend sein können, dass sie die europäische Einigung insgesamt bedrohen.
Nun, die Zeiten der Finanz- und Eurokrise liegen hinter uns. In der Folge wurde in der Architektur Eurolands vieles verändert und neu eingerichtet. Den meisten Menschen - wie mir selbst - ist vieles nicht bekannt. Wer, außer den zuständigen Experten, hat denn schon mal vom "Single Resolution Board" in Brüssel gehört? (1) Dabei geben auch die sich viel Mühe mit der Kommunikation. Aufgabe dieser "zentralen Abwicklungsbehörde der Bankenunion" ist die ordnungsgemäße Auflösung angeschlagender Banken in den Mitgliedsländern. Dabei soll der Schaden für Wirtschaft, Finanzsystem und öffentliche Haushalte so gering wie möglich gehalten werden. Kaum zu glauben, doch wie ich aus eigener Erfahrung weiß, ist sogar die Europäische Zentralbank nicht jedem bekannt.
Zu den mehr oder weniger bekannten Einrichtungen Eurolands kommen die mittlerweile 20 Mitgliedsländer der EU mit der gemeinsamen Währung. Jedes dieser Länder hat sein eigenes nationales politisches Biotop und ist auf seine Weise in den Weltmarkt eingebunden. Und schließlich gibt es auch sehr unterschiedliche nationale Kulturen des Umgangs mit dem Geld. Um jedes Mitgliedsland individuell und Euroland insgesamt voranzubringen, müssen nationale und gemeinsame Einrichtungen gut zusammenarbeiten. Ich denke, die Aufgaben der Regierungen und der staatlichen Verwaltung sind anspruchsvoller geworden. Die Verantwortichen müssen nicht nur das eigene Land, sondern Euroland insgesamt im Blick haben. Und manche nationale Politiken (wie Abwertung), mit denen man sich jahrzehntelang gut eingerichtet hatte, stehen gar nicht mehr zur Verfügung.
Und hier kommen endlich die Bürgerinnen und Bürger ins Spiel. Damit wir politisches Handeln kontrollieren können, müssen wir es verstehen. Nehmen wir unsere Rolle in der Demokratie ernst, tragen wir Verantwortung. Schließlich können wir uns die Frage stellen: Was könnte unser Beitrag für den gemeinsamen Erfolg Eurolands sein?